Liebe Vertreter:innen der AG Studienbetrieb, liebes KIT-Präsidium, hinsichtlich der für Mittwoch in der AG Studienbetrieb angesetzten Diskussion über den Lernplatzmangel habe ich mich umfassend mit den Fachschaften augetauscht und möchte ihnen daher hiermit schon einmal vorab die Lagebeschreibung aus studentischer Sicht, sowie eine Sammlung aufgekommener Ideen als Diskussionsgrundlage zur Verfügung stellen. Wie den meisten von Ihnen wahrscheinlich schon persönlich aufgefallen oder zumindest bekannt ist, liegt am KIT aktuell fakultätsübergreifend ein großer Mangel an Lernplätzen vor. Insbesondere Gruppenarbeitsplätze sind so gut wie gar nicht verfügbar, aber auch bei Einzelarbeitsplätzen liegt das Angebot deutlich unterhalb des Bedarfs. Dazu kommt, dass es sich bei den meisten Einzelarbeitsplätzen um Stillarbeitsplätze handelt, weshalb diese zur aktiven und interaktiven Teilnahme an Online-Lehrveranstaltungen ungeeignet sind. Erschwert wird die Nutzung der Lernplätze durch Voranmeldungs- und Blockzeitenkonzepte, wodurch keine Spontannutzung in Warte- und Aufenthaltszeiten auf dem Campus möglich ist. Dies führt wiederum dazu, dass viele Studierende diese Zeiten nicht produktiv nutzen können, sondern bei immer weiter sinkenden Temperaturen in den Außenbereichen ihre Wartezeiten "totschlagen" müssen. Daher werden insbesondere Lernplätze für kürzere Spontanaufenthalte aktuell stark nachgefragt und schmerzlich vermisst. Sämtliche Ansprechpersonen und Beratungsstellen sehen sich inzwischen tagtäglich mit Lernraumanfragen und diesbezüglichen Beschwerden vonseiten der Studierenden konfrontiert - trotz weitreichender Kommunikation konnten bislang aber noch keine zufriedenstellenden Lösungen gegen den Lernplatzmangel präsentiert werden, wodurch die Frustration unter den Studierenden verständlicherweise stetig ansteigt. Grundsätzlich ist der Lernplatzmangel kein neues Problem. Bereits vor Corona-Zeiten kam es insbesondere in den Hochzeiten der Klausurenphase und rund um wichtige Abgaben schon regelmäßig zu Engpässen. Durch die breite Rückkehr zur Präsenzlehre wird aktuell ein Lernplatzbedarf ähnlichjenem der Präcoronaära beobachtet, da sich gegenläufige Effekte wie beispielsweise an einzelnen Tagen onlinevorlesungsbedingt dem Campus fernbleibende Studis und der generell höhere Drang zum Lernen in Präsenz "on campus" ungefähr ausgleichen. Da die Anzahl der verfügbaren Lernplätze allerdings deutlich vermindert ist, kann schon in der frühen Phase des Semesters eine große Diskrepanz zwischen Lernplatzangebot und -nachfrage festgestellt werden. Es ist davon auszugehen, dass der Lernplatzbedarf Richtung Klausurenphase weiter steigen wird - es herrscht also akuter Handlungsbedarf. Als besonders problematisch werden dabei unter anderem der lüftungssystemausfallbedingte Wegfall der Lernplätze in der Chemiebibliothek und die mittelfristig geschlossene dazugehörige Cafeteria, die geschlossenen Lernecken im Mathebau, die für vereinzelte Klausureinsichten dauerhaft blockierte Fachbibliothek der Informatik, der geschlossene Rechnerpool im Informatik-Gebäude und der generelle Wegfall einer großen Zahl kleinerer Lernräume wahrgenommen - was natürlich eine nicht abschließende Aufzählung ist. Um diese Probleme konstruktiv angehen zu können, erachten wir es als wichtig, dass sowohl KIT-intern als auch landesweit an einer Lösung des Problems gearbeitet wird. Einerseits müssen auf KIT-Ebene schnell und flexibel Lösungen gefunden werden. Da Forderungen ohne Maßnahmen immer nur eine halbe Sache sind, haben wir einige Ideen gesammelt und möchten damit auch alle anderen Beteiligten zum kreativen Denken bei der Lösungssuche ermuntern. Konkret stehen unsererseits folgende Ideen im Raum: - Öffnung nicht genutzter Hörsäle zu Lernzwecken und übersichtliche Darstellung und Kommunikation verfügbarer Hörsaallernplatzöffnungszeiten z.B. über LeiKa - Automatisierte 3G-Kontolle, z.B. Nutzung der auf den KIT-Karten hinterlegbaren 3G-Daten für Lernraumzutritt (bspw. Türen zu Lernräumen/Bibliothek nur öffnen, wenn ein Nachweis hinterlegt ist) - 3G-Kontrolle übergreifend für mehrere Lernräume, z.B. an Treppenaufgängen oder Gebäudeeingängen, um auch kleinere Lernräume unter realistischem Personalaufwand öffnen zu können, ggf. unter Definition mehrerer Räume als Raumeinheit für Kontaktverfolgung - Ausstattung großer Verkehrswege (z.B. Atrien) mit Lernplätzen, z.B. durch Absperrung und Kontrolle von Bereichen bzw. generelle Erhöhung der Plätze auf den Verkehrsflächen - Einbindung von Studierenden/Fachschaftlern/Hiwis in die 3G-Kontrolle, sodass z.B. jemand, der selbst in einem Raum lernt, die anderen Raumnutzenden kontrollieren kann - Öffnung der Fachbibliothek Chemie mit Luftfiltern und Lüftungskonzept zur Kompensation des Ausfalls der bestehenden Lüftungsanlage - Gezieltere Zeiteinteilung in der Fachbibliothek Informatik, Öffnung für Lernende außerhalb der Klausureinsichtsslots. Andererseits möchten wir das KIT-Präsidium darum bitten, hinsichtlich der Lernplatzproblematik und der Verordnungslage zu Lernplätzen explizit auf die Landesregierung zuzugehen und eine sinnvolle Überarbeitung/Anpassung der Verordnungslage zu fordern, sodass realistisch umsetzbare Lernplatzkonzepte unter Gewährleistung des Infektionsschutzes in die Corona-VO Studienbetrieb implementiert werden - beispielsweise mittels einer Stichprobenkontrolle analog zum Vorlesungsbetrieb und einem Wegfall der Voranmeldungspflicht für Lernräume. -- Mit herzlichen Grüßen Noah Lettner Referent für Inneres I — Gremien und Fachschaften