Präsidium im Gespräch

Professor Dr. Eberhard Umbach begibt sich mit einem Pils auf die Bühne. Die Fragen der Studierenden werden ihm vor der Bühne in ein Mikrofon gestellt. Die folgenden Antworten von Umbach sind nicht wörtlich zu verstehen, sondern sinngemäß.

Frage: Wie stehen Sie zur Viertelparität im Senat?

Umbach: Er sei gegen eine Viertelparität im Senat, da sie nicht zielführend sei. Er habe dazu in den '70ern Erfahrungen gesammelt und finde, dass dies eine falsch verstandene Demokratisierung sei, egal ob Viertel- oder Drittelparität. Das KIT habe eine Doppelmission (Forschungszentrum+Universität).

Frage: Was ist mit einer Erhöhung des Studierendenanteils?

Umbach: Ein zu großer Senat sei nicht empfehlenswert, da es kaum Diskussionen mehr gebe, sondern nur noch Abstimmungen. Kleinere Gruppen seien besser. Die Zahl der Studierenden im Senat könne beibehalten werden, wenn der Senat verkleinert werde, das würde eine höhere relative Zahl Studierender ergeben und sei vorstellbar.

Frage: Wie steht es mit der zukünftigen Mitbestimmung des AStA?

Umbach: In Karlsruhe gebe es keine so großen Gegensätze zwischen der Universität und den Studierenden wie anderswo. Beide Seiten nähmen sich ernst und es müsse repräsentative Vertreter geben. Es gebe nach wie vor wenig Interesse seitens der Masse der Studierenden für die Weiterentwicklung am KIT. Umbach lobte jene, die sich aktiv engagieren. Die Wahlquoten in den 70ern seien auch nicht rosig gewesen, manche Stimme sei damals lauter gewesen, jedoch sei die Beteiligung ähnlich gewesen.

Frage: Möchten Sie die Rahmenbedingungen für studentisches Engagement verbessern?

Umbach: Es existierten schon viele studentische Initiativen, dass man diese fördere und mit ihnen in Kontakt sei, sei wichtig.

Frage: Wie sieht es mit einer Verlängerung der Studiendauer bei starkem studentischem Engagement aus?

Umbach: Das Thema sei noch nicht behandelt worden. Einzelne Anfragen könnten vom zuständigen Präsidiumsmitglied behandelt werden, wenn dies zu einem größeren Thema würde, vom gesamten Präsidium.

Frage: Wie beurteilen Sie die Veränderungen bei der Karrieremesse? Bonding vs. Career Service?

Umbach: Bonding sei nicht mehr nur eine Studenteninitiative, sondern ein umsatzstarkes Unternehmen. Es spiele sehr viel Geld ein und Verhandlungen um Konditionen mit ihm seien gescheitert. Die neue Karrieremesse, vom Career Service, komme dem KIT zugute, da mit dem Erlös unter anderem das Relationship Management (RSM) finanziert werde. Die Soft-Skill-Entwicklung bei Studierenden sei gut, wenn sie eine solche Messe organisierten (auf die Nachfrage, ob dies nicht von den HSG oder Fachschaften organisiert werden könne), jedoch müsse eine gewisse Professionalität gewahrt werden, auch im Bezug auf externe Firmen.

Frage: Wie sieht es mit den Räumlichkeiten für Hochschulgruppen aus?

Umbach: Es gebe am KIT Renovierungsbedarf in der Höhe von 0,5 Mrd. Euro, außerdem sei die Raumverwaltung „zerfleddert“, bzw. dezentral. Die Umstellung erfordere Zeit, das KIT fahre in diesem Punkt auf Sparkurs, zentrale Organisation werde angestrebt. Ressourcen müssten besser genutzt werden. Es würden 4 Mio. Euro pro Jahr an Mietkosten anfallen. Beim Engler-Bunte-Institut seien neue Konzepte zur Renovierung vorhanden, hier sei der Renovierungsbedarf dringend. Es wäre daher gerade schwierig Hochschulgruppen Räumlichkeiten anzubieten.

Frage: Wie soll sich der Campus weiterentwickeln?

Umbach: Es gebe Campus Nord, Süd, Ost und Alpin (an der Zugspitze), pro Jahr stünden 4 Mio. Euro für die Entwicklung zur Verfügung. Es solle zukünftig einen Mobilitäts- und Entwicklungscampus geben, die Suche nach privaten Sponsoren laufe.

Frage: Situation des Studienbüros?

Umbach: Hier laufe nicht alles optimal. Es sei mehr Personal angeschafft worden, Stau für Zeugnisse liege an dezentraler Struktur, dieser Zustand ärgere Umbach selbst. Zeugnisse würden in Zukunft, auf Wunsch der anwesenden Studierenden, moderner gestaltet werden, Umbach nahm die Kritik mit. Zeugnisse und Urkunden seien von Wichtigkeit, da sie einen Abschied aus einer Lebensphase bedeuteten, daher sollten ihre Verleihung ehrenvoll und zeitnah vonstatten gehen.

Frage: Sind Veränderungen in Bezug der Kooperation des KIT mit internationalen Partnerunis angestrebt?

Umbach: Info, dass es da Probleme gebe, sei ihm neu. Es könne mehr passieren in diese Richtung, die Studienpläne seien teilweise noch verbesserungswürdig, da Auslandsaufenthalte noch nicht als Regel vorgesehen seien. Der hohe Qualitätsstandard an den anderen Universitäten sei manchmal schwer feststellbar und selten so zu finden wie am KIT bzw. in Deutschland.

Frage: Wie wird diese Qualität bemessen?

Umbach: Lehrende bewerteten diese sowie der Arbeitsmarkt. Alle fünf Jahre müssten Dozenten übrigens Beweise über die Anstrengungen in der Lehre erbringen, dafür gebe es ein Positionspapier. Umbach habe Einfluss auf die Ausstattung der Dozenten, ob bspw. eine Assistentenstelle mehr oder weniger vergeben werde, außerdem seien (als Ansporn) Gehalterhöhungen möglich.

Frage: Stand zu Hochschulrankings (z. B. CHE)?

Umbach: Kritik an ihnen sei teilweise gerechtfertigt, doch so schlecht seien sie nicht. Sie seien mit Vorsicht zu genießen, da wenig Studierende zur Erstellung der Rankings befragt würden. Boykott führe zu nichts, international müsse KIT besser abschneiden. Rankings strahlten nach außen.

Frage: Neuigkeiten zum Herrschinger Kodex?

Umbach: GEW und Verdi schienen nicht begriffen zu haben, was das KIT wollte und umgekehrt. Kurze Verträge könnten als Ursache Bequemlichkeit oder Berechnung haben, was Umbach schlecht finde. Aber finanzielle Randbedingungen seien nicht von der Hand zu weisen, Institut habe immer auch eine Arbeitgeberseite, die auch bei Doktorarbeiten zu sehen sei. Drittmittel-Beschäftigte hätten immer eine begrenzte Laufzeit, unbefristete Stellen seien für 30 Jahre nicht zugänglich für Neueinstellungen.

Frage: Wäre Tenure Track am KIT möglich oder Multi Track?

Umbach: Multi Track sei schon teilweise erfüllt, 80 Nachwuchsgruppen seien am KIT, für wissenschaftliche Angestellte seien dauerhafte Positionen möglich, finanzielle Mittel seien teilweise knapp.

Frage: Was verändert sich für wissenschaftliche Hilfskräfte?

Umbach: Es seien gesetzliche Vorgaben gegeben, die Zeitvertragsregelung sei da und eine gewisse Flexibilität müsse gewahrt werden.

Frage: Studieren mit Kind – wird es mehr Kindergartenplätze geben?

Umbach: An dieser Stelle sei man ein bis zwei Jahre im Verzug, das „KinderUniversum“ werde gerade gebaut, Problem mit Regularien, Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Situation müsse in den Griff bekommen werden und habe eine hohe Priorität.

Frage: Ist bei den Angeboten von HoC und ZAK mehr Einheitlichkeit angestrebt?

Umbach: Dies sei schwierig, eingefahren und müsse im Abstimmungsprozess harmoniert werden. Man müsse Input für Veränderungen geben und Probleme ansprechen, zur Not den Vizepräsidenten kontaktieren.

Frage: Welche Veränderungen wird es auf Campus Nord und Campus Süd und zwischen den beiden geben?

Umbach: Für die Lehrenden gebe es die Regelung von neun Semesterwochenstunden regulär, bei jenen an Campus Nord könnten Abstriche gemacht werden, jedoch ginge man nie unter vier Semesterwochenstunden. Außerdem sollten Campus-Süd-Lehrende in den Campus Nord integriert werden.

Frage: Soll die Barriere-Freiheit auf dem Campus weiterentwickelt werden?

Umbach: Es werde aktuell ein Sehbehinderten-Gerechtigkeits-Projekt entwickelt, es gebe bereits ein GPS-System für draußen, ein System, welches über Sensorik funktioniere, solle für geschlossene Räume entwickelt werden. Dies koste Geld, der Prozess sei aber auf dem Schirm. Diversity betreffe aber auch ausländische Studierende.

Frage: Waren Sie bei der Anti-Nazi-Demo dabei? Wäre das KIT bei zukünftigen Aktionen, wie z. B. „Karlsruhe zeigt Flagge“, an einer Teilnahme interessiert?

Umbach: Er sei nicht im Lande gewesen, würde sich aber in seiner Funktion als eine Amtsperson nicht vor Ort engagieren. Flaggen der Aktion „Karlsruhe zeigt Flagge“ seien grundsätzlich auf dem Campus denkbar, wenn es aktuell erforderlich sei.

Frage: Was gibt es Neues in den Bereichen Solidaritätspakt, Systemakkreditierung und Campusmanagement?

Umbach: Die Landesrektorenkonferenz gehe demnächst in Klausur bezüglich des Campusmanagements. Die Systemakkreditierung sei ein wichtiges Thema.

Frage: Treffen Sie schon Vorbereitungen für den Ruhestand oder führen Sie noch Projekte durch?

Umbach: Ein Nachfolger sei gefunden, sein Schwung sei aber ungebrochen. Umbach hänge sich noch voll rein.

Frage: Gibt es Neuigkeiten zum Struktur- und Entwicklungsprozess?

Umbach: Die Sonderregelung des KIT sei in Anspruch genommen worden, eine Strategie bestehe. Dies sei ein Bottom-up-Prozess unter Einbeziehung aller Stakeholder.

Frage: Wo sehen Sie das KIT in fünf oder zehn Jahren?

Umbach: Es müsse vermehrt die internationale Wettbewerbsfähigkeit angegangen werden und es solle nicht alles in der Lehre gleich gemacht werden, deutschlandweit. Ein Internationales Renommee werde angestrebt.