Hendrik Dörr (FDP)

0. Kurzvorstellung Hendrik Dörr

Hendrik Dörr, 32 Jahre alt, selbständig im Bereich Marketing und Promotion, derzeit Pressesprecher der Rathaus-Fraktion der FDP-Karlsruhe, Kreisvorsitzender und Landtagskandidat für den Wahlkreis Karlsruhe-West.
Ich lebe seit 12 Jahren in Karlsruhe. Beruflich habe ich am Badischen Staatstheater Karlsruhe als Regieassistent begonnen, bevor ich am selben Haus leitender Theaterpädagoge wurde. Die nächste Station war Pressesprecher und Eventmanager an der Hochschule für Musik, bevor ich mich vor ca. drei Jahren selbständig machte.

1. Persönliche politische Schwerpunkte und Ziele

Meine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Kultur und Bildung. Ich halte die Bildung einer Gesellschaft für den Dreh- und Angelpunkt ihrer Entwicklung. Dies erstreckt sich von frühkindlicher Bildung über Grundschulangebote bis zu allen Formen der weiterführenden Schulen. Die akademische sowie berufsbildende Laufbahn sollten gleichermaßen gestärkt und gefördert werden. Für die Universitäten und Hochschulen muss eine umfangreiche Förderung zur Verfügung stehen und auch eine Elitenförderung gehört zu unserem Bildungssystem.
Bei der Kultur steht für mich vor allem die Frage der Teilhabe und Niederschwelligkeit im Vordergrund. Wir benötigen kulturelle Programme für alle. Eine Teilhabe an Kultur fördert die eigene Kreativität, ermöglicht Teilhabe an sozialer Aktivität und rundet die Bildung ab.

2. Was halten Sie von der Einführung eines landesweiten Semestertickets für Studierende? Wären Sie im Falle eines hohen Preises für ein landesweites Semesterticket bereit, dieses aus Landesgeldern zu subventionieren?

Hier haben CDU und FDP im Landtag bereits angefragt, warum die Einführung stagniere. Es ist wichtig, die Studierenden in Baden-Württemberg mobil zu halten, daher ist eine monetäre Unterstützung denkenswert.

3. Werden Sie sich dafür einsetzen Landesgrundstücke für den Wohnheimsbau in Karlsruhe bereit zu stellen?

Grundsätzlich ja, die FDP wird sich gerne dafür einsetzten. Im Einzelfall gilt es natürlich zu prüfen, was die Kommune konkret wünscht bzw. ob ein etwaiges Landesgrundstück den Anforderungen genügt, die die Kommune vor Ort stellt. Zusätzlich wollen wir im Zusammenwirken mit den Studierendenwerken und privaten Investoren für eine bessere Versorgung mit studentischem Wohnraum sorgen.

4. Wie wollen Sie das Selbstbestimmungsrecht der Verfassten Studierendenschaft erhalten oder stärken?

Wir wünschen uns mehr Mitbestimmungsrecht der Studierenden bei der Nutzung der zur Verfügung stehenden Mittel. Eine Schwächung kommt für uns nicht in Frage! Nur studentische Mitbestimmung bewirkt Verbesserungen in Studium und Lehre.

5. Wie soll der Rückstau bei Sanierungs- und Baumaßnahmen am KIT in Anbetracht stark gestiegener Studierendenzahlen aufgelöst werden?

Leider leidet nicht nur das KIT unter dem Sanierungs- und Baumaßnahmenstau. Gerade Schulgebäude sind hier vernachlässigt worden. Es gilt auch hier die Hochschulautonomie hochzuhalten und die konkreten Bedürfnisse mit dem KIT zu klären. Eine pauschale politische Vorgabe ist hier unangemessen.

6. Wie stellen Sie sich die Kooperation zwischen dem Bund und dem Land Baden-Württemberg in Bezug auf das KIT vor?

Der bisherige Zugewinn der Autonomie am KIT ist ein wichtiger Schritt für die FDP gewesen, die das KIT-Weiterentwicklungsgesetz aus voller Überzeugung mitgetragen hat. Um erfolgreich arbeiten zu können, benötigt eine Wissenschaftseinrichtung von der Größenordnung des KIT die inhaltlich-fachliche Eigenständigkeit, die Dienstherreneigenschaft und ein eigenes Vermögen. Gleiches gilt für die Bauherreneigenschaft, die das KIT bezogen auf einen Teil der Gebäude erhält. Das KIT-Weiterentwicklungsgesetz beruht auf einer Vereinbarung, die noch die CDU/FDP-Landesregierung mit der Bundesregierung ausgehandelt hat. Diese Wege gilt es weiterzugehen.

7. Wie setzen Sie sich für eine bessere Finanzierung von Hochschullehre und -forschung in Baden-Württemberg ein?

Eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg unseres Hochschulwesens ist eine Wissenschaftspolitik, die seit Jahrzehnten in immer neuen Kraftanstrengungen in den Ausbau und eine verbesserte Ausstattung der Hochschulen und Forschungseinrichtungen investierte. Neben einer Wissenschaftsfreiheitsinitiative zur Entrümpelung des Landeshochschulgesetzes von bevormundenden und überflüssigen Regelungen muss in den Ausbau der Angewandten Forschung investiert und mehr Anreize für Kooperationen zwischen Hochschulen und Wirtschaftsbetrieben gesetzt werden. Auch ist eine digitale Hochschuloffensive vonnöten. Zudem gilt es, die Hochschulfinanzierung zukunftsfest zu gestalten. Die FDP/DVP-Fraktion schlägt hierfür das Prinzip „Geld folgt Student“ vor, damit sich die Studienangebote an der Nachfrage seitens der Studierenden orientieren.

8. Wie werden die Mittel aus dem Hochschulfinanzierungsbegleitgesetz nach 2020 weitergeführt?

Nach Auslaufen des Hochschulfinanzierungsvertrags wollen wir deshalb eine neue und verlässliche Form der Hochschulfinanzierung nach dem Prinzip „Geld folgt Student“ etablieren. Mit dieser Finanzierungsform möchten wir die Qualität und das Engagement bei der Qualifizierung unseres Nachwuchses belohnen.

9. Wie wollen Sie die Chancengleicheit an Hochschulen in Baden-Württemberg verbessern?

Der FDP ist die Gleichstellung in Hochschulen und Forschungseinrichtungen ein wichtiges Anliegen. Unsere Strategie basiert darauf, dass wir vor allem zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf Kinderbetreuungseinrichtungen bzw. -programme für wissenschaftliches Personal, aber auch für Studierende fördern, ebenso Dual-Career-Programme und Programme für Nachwuchswissenschaftlerinnen mit Kind. Diese Maßnahmen sollen in eine Gesamtstrategie eingerahmt werden. Aber auch eine gezielte Nachwuchsförderung von Frauen an den Hochschulen und Forschungseinrichtungen wollen wir weiter unterstützen. Beispielhaft genannt seien hier das Professorinnenprogramm des Bundes und der Länder, Habilitationsstipendien sowie Mentoring- und Trainingsprogramme. Sofern der Bund Programme auflegt und Maßnahmen zur Förderung der Gleichstellung fördert, wollen wir uns dafür einsetzen, dass das Land dazu passende Programme entwickelt, so dass die Mittel abgerufen werden können.

10. Welche Probleme stehen für Sie beim Hochschulzugang im Vordergrund und wie wollen Sie diese lösen?

Ich sehe nicht als erstes den Zugang zu einer Hochschule als problematisch, sondern die Frage der Motivation für ein Studium. Häufig wirkt es zu theoretisch und ein Abschluss gilt noch nicht als Zukunftsperspektive. Hier wollen wir mit einem „Gründerprogramm für eine Gründerkultur an Hochschulen“ sowie dem Programm „industry on campus“ die Motivation für ein Studium fördern. Jeder Studierende soll zu Studienbeginn eine Perspektive für und mit seinem Abschluss haben, sei dies Forschung, Lehre oder Wirtschaft.

11. Wie wollen Sie die Versorgung und Unterbringung der Flüchtlinge in Baden-Württemberg verbessern? Wie wollen Sie deren Zugang zu Bildung vereinfachen?

Die Kommunen mit LEA-Einrichtungen müssen massiv, logistisch und personell unterstützt werden, damit die dramatischen Zustände in den Einrichtungen nicht zur Gefahrenzone für Flüchtlinge und Anwohner werden. Asylanträge müssen zeit- und wohnortnah bearbeitet werden. Überzogene Standards im Planungsrecht sowie beim Bau von Unterkünften in der Anschlussunterbringung müssen abgesenkt werden.

Spracherwerb ist der zentrale Schlüssel in der Gesellschaft. Eine Sprachstandabfrage der Sprachen Deutsch und Englisch muss bereits in den Erstaufnahmeeinrichtungen geschehen und Vermittlung der deutschen Sprache ggf. anschließen. An Hochschulen kann dies auch durch Studierende (Erhalt von zusätzlichen ECTS-Punkten) geschehen. Zusätzlich sollen online-gestützte Kurse angeboten werden. Neben pensionierten Lehrern, Lehramtsstudenten und Referendaren, sehen wir die weitere Qualifikation fachfremder Lehrer oder auch Ehrenamtlicher sowie die Einbindung privater Sprachschulen als Chance. Mehr Lehrkräfte für „Deutsch als Fremdsprache“ für Vorbereitungsklassen sind notwendig.