Unisextoiletten - Aktion im Mathebau

Eines der neuen Türschilder im Kollegiengebäude Mathematik. "WC mit Urinal" das Symbol ist je zur Hälfte aus den üblichen, geschlechtergetrennten Türsymbolen zusammengesetz.

Am 21. Januar haben bisher unbekannte Personen einige Toilettenräume im Kollegiengebäude Mathematik umgestaltet. Aus Damen/Herren-WC wurden WCs ohne bzw. mit Urinal, die "von jeder Person genutzt werden können, unabhängig vom Geschlecht".

 

Nu Hartmann vom AStA-Referat für Queeres freut sich über die Idee hinter der Aktion: "Es gibt viele Menschen, die weder Frauen noch Männer sind, auch hier bei uns an der Uni. Es wäre schön, wenn auch für sie eine Toilette da wäre, auf der sie richtig sind." Es plant eine Kontaktaufnahme zu den entsprechenden Gremien am KIT, um auszuloten, wie solche Toiletten dauerhaft in den verschiedenen Gebäuden auf dem Campus Realität werden können. Gleichzeitig möchte es auch betonen, dass "die Verwaltung der Räume und die Nutzungspläne keine Sache sind, die von Studierenden gemacht werden."

Die Idee von Unisextoiletten, All-Gender-Bathrooms (kurz AGB) oder Gender-Neutral-Bathrooms (GNB) ist nicht neu - im privaten Umfeld sogar völlig normal - Toiletten in Eigenheimen sind schließlich üblicherweise nicht gegendert. In der Öffentlichkeit jedoch Alltag, was seltsam anmuten kann, gibt es doch sonst kaum eine solch offensichtliche Trennung. Die Warteschlange an der Supermarktkasse, das Tagesgericht im Pub um die Ecke, der Preis für eine Fahrkarte sind unabhängig vom Geschlecht. Das ist auch gut und richtig so - nur bei Toiletten scheint diese Trennung irgendwie heilig.

Für Menschen, die nicht männlich oder weiblich sind (zum beispiel intersex*, nonbinary, bigender, agender, nonconforming, ... ) ist das aber schwierig: Es gibt nicht die richtige Tür. Für Personen, die häufig als ein Geschlecht gelesen werden, das sie nicht sind, und auch für Transfrauen und Transmänner ist das sehr schwer. Es ist für alle Beteiligten eine unangenehme Situation, wenn plötzlich jemand auftaucht, der augenscheinlich auf der "falschen" Toilette gelandet ist. Das ist in vielerlei Hinsicht problematisch.

Eine Person steht vor der Entscheidung zweier geschlechtergetrennter Toiletten - ihre Optionen hier sind "get beat up" ('zusammengeschlagen werden') oder "get yelled at" ('angeschrien werden'). Das ist leider nicht so überspitzt, wie es zunächst wirken könnte; Es wirft aber vor allem eine Frage auf: Was ist eigentlich das "richtige" Klo? Beziehungsweise: Wer hat das zu entscheiden? Nus Standpunkt ist einfach: "Eine Person weiß wo sie hingehört, welches Geschlecht sie hat. Sie weiß es im Zweifel besser als andere Personen."

An sich schon problematisch ist, dass Wickeltische in öffentlichen Gebäuden und auch an den Gebäuden der Universität häufig in den Frauentoiletten untergebracht sind - schließlich gibt es auch Menschen, die mit Kleinkindern unterwegs sind, die keine Frauen sind. Sind die Räumlichkeiten zum Wickeln dann in den Frauentoiletten untergebracht, sind sie dort zunächst mal ausgeschlossen. Die weitsichtigere Lösung hier ist, eigene Räume zum Wickeln bereitzustellen. Geht es allein um den Zugang zu Wickeltischen, sind GNBs auch schon eine gute Lösung, da auch Menschen, die keine Frauen sind, diese benutzen können.

Das allgemein akzeptierte Verbot von anderen Geschlechtern macht aus Waschräumlichkeiten auch eine Art Safe Space. Dieser kann wegfallen, wenn alle Räumlichkeiten für alle Geschlechter geöffnet werden. Nu sieht an dieser Stelle zwei Lösungen: Weiterhin Toiletten, die nur für Männer/Frauen sind, bereithalten, zusätzlich dazu AGBs. Ebenfalls möglich ist, mehr Räume zur Verfügung zu stellen, die jeweils von innen abschließbar sind und die neben dem WC auch mit Waschbecken und Spiegel ausgestattet sind.

Auch die eher konservativ geprägte evangelische Kirche in Deutschland (ekd) hat sich bereits Ende 2013 im Rahmen des Projekts "Eine Tür ist genug" auch dieser Problematik genähert. In einem kurzen Spot, der auch auf YouTube hochgeladen wurde, wird an einigen Beispielen gezeigt, dass die Grenzen, die durch die strenge Trennung Mann-Frau hier geschaffen werden, oft der Realität nicht gerecht werden können.

Die Einführung der geschlechtsneutralen Toiletten knüpft unmittelbar an vorherige vorbidliche Maßnahmen des KIT an: in immer mehr Gebäuden gibt es bereits Wickeltische, die nicht in Toiletten untergebracht sind. Das waren bereits Schritte in die richtige Richtung, weil es nicht-weiblichen Personen entgegenkommt, die Kleinkinder in ihrer Obhut haben - diese Personen sind damit nicht länger gezwungen, "falsche" Toiletten aufzusuchen. Weiterhin können diese Räume auch zum Stillen genutzt werden, da viele Stillende es schätzen, dafür ein wenig der Öffentlichkeit entfliehen zu können.

Wir, der AStA, gratulieren dem KIT zu dieser starken und richtigen Entscheidung. Wir hoffen, dass die Unisextoiletten-Aktion zu weiteren Schritten in diese Richtung führt. Wie oben begründet, könnte das KIT transsexuellen, transidenten, transgender sowie intersexuellen Studierenden und Mitarbeiter*innen mit solchen Toiletten sehr entgegenkommen. Letztlich profitierten aber alle davon: je mehr Toiletten eine Person aufsuchen kann, desto kürzer ist auch der Weg dorthin.

 

Das Photo des neuen Türschildes ist von @m1nituex auf twitter.

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